Von der ausgehenden Republik bis in die späte Kaiserzeit war die lateinische Deklamation als rhetorische Übung wesentlicher Teil der schulischen Ausbildung und in ihrer Erscheinungsform als Prunkrede prägendes Element der römischen Gesellschaft überhaupt. Nachdem sie seitens der Forschung lange Zeit wenig Beachtung gefunden hat, ist sie in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend in den Fokus von Philologie, Geschichtswissenschaft und Rechtsgeschichte geraten. Das vorliegende Studienbuch gewährt einen Überblick über ihre Entwicklung, ihre gesellschaftliche Bedeutung und ihren historischen Informationsgehalt. Wenngleich es sich auf die vier Hauptquellen konzentriert – die Werke von Seneca dem Älteren und Calpurnius Flaccus sowie die beiden Sammlungen der kleineren und der größeren Deklamationen –, berücksichtigt es dabei auch andere Quellen, denen wir Kenntnisse über die lateinische Deklamation verdanken. Ein ausführlicher Forschungsüberblick und Einzelinterpretationen einiger ausgewählter Stücke sollen einen Eindruck davon vermitteln, welche Informationen uns dieses lange Zeit verkannte literarische Genre nicht zuletzt zur römischen Sozial- und Mentalitätsgeschichte bietet. Stefan Knoch ist stellvertretender Leiter der Staatsbibliothek Bamberg. Sein Forschungsinteresse gilt vor allem der antiken Sozialgeschichte und dem Römischen Recht.