Einst verhüllte das Fastentuch, auch Schmachtlappen oder Hungertuch genannt, während der Fastenzeit das Kruzifix in den Kirchen. Das Große Zittauer Fastentuch von 1472 ist als einziges bei uns erhaltenes Beispiel des Feldertyps das drittgrößte weltweit. 90 prächtige Einzelbilder nach biblischen Motiven wurden auf ein 9 mal 7 Meter großes Leinentuch gemalt. So wandelte sich ein verhüllendes Hilfsmittel zu einem Werk von ganz eigener Schönheit und Präsenz, das heute in Zittau wieder zu bestaunen ist.

Der Film verfolgt die Geschichte und den Werdegang dieses mittelalterlichen Kunstwerks. Die einzelnen Bilder und ihre Machart werden nahezu forensisch untersucht. Die Kamera dringt gleichsam in das grobe Leinen ein, scannt es in langen Parallelfahrten. In mehreren Interviewpassagen kommen außerdem Menschen zu Wort, die einen näheren Bezug zum Fastentuch haben. Bernhard Sallmann webt dabei selbst einen Teppich aus Erzählungen über die Wiederbelebung von Objekten, den Zusammenhang von Kunst und Religion und Methoden der Restauration. Aus den biblischen Geschichten von der Entstehung der Welt, aber auch dem späteren calvinistischen Bilderverbot – das Tuch ist eigentlich ein Bilder-Verhüllungstuch, aus dem eine Bilderflut hervorbricht – erwächst die Geschichte des Kulturraums um Zittau im Dreiländereck Deutschland, Tschechien und Polen.

Regie & Drehbuch: Bernhard Sallmann
Erzähler: Falilou Seck
Musik: Jürgen Kurz
Schnitt: Christoph Krüger
Animation: Harald Kögler, Christoph Krüger
Ton: Klaus Barm
Produzent: Jens Körner
Mit:
Amelie Neumann & Celina
Dr. Mechthild Flury-Lemberg
Pater Friedhelm Mennekes S.J.
Dr. Volker Dudeck
Pfarrer Ansgar Schmidt
Bernd Wabersich
Bernd Rothmann
Charlotte Lehmann

Dokumentarfilm, DCP, 90 min, gedreht im Frühjahr 2015 in Zittau.

Bernhard Sallmann, geboren 1967 in Linz, ist ein in Berlin ansässiger freier Fimemacher. Besondere Beachtung erfuhren seine engagierten Arbeiten zur Lausitz und insbesondere der vierteilige Zyklus zu Fontanes Wanderungen.