Historische Romane waren und sind in der Öffentlichkeit erstaunlich konstant präsent - und das trotz konkurrierender, populärer Medien wie Kinofilmen, Serien oder Spielen. Durch historische Romane werden Geschichten erzählt und inszeniert und (sehr wahrscheinlich) historische Vorstellungen geprägt. Aber wie geschieht das genau? Welche Geschichtsbilder werden vermittelt? Und wer sind engagierte Akteure auf dem wirtschaftlich orientierten Buchmarkt? Mithilfe empirischer Verfahren nimmt diese Studie das geschichtskulturelle, kommerzielle Medium "Historischer Roman"" in den Blick, lässt sich nicht von den gängigen Kanonlisten leiten, sondern blickt auf jene 'Schmöker', deren Anspruch auf Ästhetik schwerer wiegt als auf wissenschaftlich korrekte Historiographie.

Diese Studie ist eine Produkt- und keine Rezeptionsanalyse. Diese Produktanalyse kann aber historisch kontextualisiert werden. Der diachrone Vergleich der in den Romanen vorwaltenden Geschichtsbilder zeigt nicht nur in einem wichtigen Segment die Dynamiken und Konjunkturen deutschsprachiger Geschichtskultur auf, sondern weist auch auf Korrespondenzen mit gesellschaftspolitischen Entwicklungen der Jahre 1913 bis 1933 hin. Der potentielle Dialog zwischen Roman und Publikum, oder genauer gesagt: die Marktantizipation von Publikumsverlagen und ihrer literarischen Produzenten, lässt für den untersuchten Zeitraum erkennen, dass Medien der Geschichtskultur auf eine seismographische Weise Verschiebungen im kollektiven Bewusstsein ihrer Nutzerinnen und Nutzer dokumentieren.