Das Erscheinen der »Reformation in Deutschland« von Joseph Lortz im Jahr 1939/40 markiert einen Wendepunkt der katholischen Reformationsgeschichtsschreibung. An dem Versuch, eine grundsätzlich positive Würdigung Luthers und ein gerechtes Verständnis der Reformation mit der dogmatischen »Korrektheit« des katholischen Standpunkts zu vermitteln, entzündete sich eine außergewöhnlich dichte und langanhaltende Diskussion
quer durch alle Konfessionen. War das Werk selbst in aller Munde, so blieb den Augen der Öffentlichkeit die verwickelte Entstehungsgeschichte ebenso verborgen wie der Zwang der höheren (Kirchen-)Politik, unter dem das Werk bis 1962 stand.

Anhand der archivalischen Überlieferung – nicht zuletzt mit Hilfe des hier erstmals ausgewerteten Nachlasses von Lortz – wird die spannende Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte der »Reformation in Deutschland« von ihrer ersten Auflage in der Zeit des Nationalsozialismus über die
grundlegend veränderten Bedingungen der Nachkriegszeit bis hin zur vierten Auflage am Vorabend des Zweiten Vatikanischen Konzils rekonstruiert. Es eröffnen sich entlarvende Einblicke in das zähe Ringen von Autor und Herder-Verlag mit der kirchlichen Zensur um ein Werk, das inmitten aller konfessionellen, weltanschaulichen und politischen Kontroversen zu einem fruchtbaren »Gespräch zwischen den Konfessionen« beitrug. Ein wahrer Wissenschaftskrimi mit zahlreichen Originaldokumenten.