Die Entstehung der Neuen Linken als transatlantische Verflechtungsgeschichte.

»Achtundsechzig« gilt gemeinhin als globale Revolte einer Generation, die sich weltweit erfolgreich gegen überkommene Wertvorstellungen zur Wehr setzte. Wer die Proteste der späten sechziger Jahre jedoch nicht als eruptives Generationenprojekt begreifen, sondern das Zusammenspiel unterschiedlicher nationaler Bewegungen verstehen will, muss weiter zurückblicken: auf die massiven Verwerfungen innerhalb der kommunistischen und sozialistischen Bewegungen der unmittelbaren Nachkriegszeit, auf die Neuorientierungsversuche ideologisch entwurzelter Intellektueller und auf die sich bereits seit 1956 konstituierende Neue Linke.
Michael Frey analysiert am Beispiel der Neuen Linken in der Bundesrepublik und der New Left in den USA die Entstehung eines transnationalen Protestzusammenhangs vor 1968. Sein globalgeschichtlicher Ansatz vermag zu zeigen, dass nationale Diskurse - hier die Kritik an der NS-Vergangenheit, dort die Bekämpfung der Rassensegregation - in eine Gesamtkritik des Kalten Krieges verwoben wurden, über die sich eine weltumspannende Bewegung definierte.

Ausgezeichnet mit dem Willy-Brandt-Preis für Zeitgeschichte 2019