Feindbildkonstruktionen von konkurrierenden Missionierenden werden besonders in 2Kor 10–13 anschaulich und in der Auslegungsgeschichte breit rezipiert, die aber weniger den polemischen Kontext der historischen Situation beachtet, als vielmehr durch eine „kreuzestheologische“ Brille die „anderen“ Predigenden als „herrlichkeitstheologische“ Gegner*innen (re-)produziert. Solche Verzerrungen der paulinischen Konkurrenz, insbesondere durch religionsgeschichtliche Einordnungen, sind durch die Containerbegriffe „Kreuzestheologie“ und „Polemik“ bedingt und werden in der vorliegenden Untersuchung mithilfe sprach- und literaturwissenschaftlicher Einsichten zum Phänomen „Polemik“ dekonstruiert. Mittels archäologischer Methode gräbt sich die Verfasserin durch drei Strata: Von der gegenwärtigen Exegese der letzten vier Kapitel des 2Kor über Luthers aktualisierende Lesarten hin zur paulinischen Inszenierung der „Anderen“, die sich theologisch von Paulus vielleicht gar nicht so sehr unterscheiden.