Die im 16. Jh. in der südfranzösischen Stadt Lyon (Lugdunum) aufgefundene Bronzetafel mit einer im Jahr 48 n. Chr. vor dem Senat in
Rom gehaltenen Rede des Kaisers Claudius ist bereits häufig Gegenstand
der Forschung gewesen; sie wurde jedoch nur einmal monographisch
untersucht. In dem Text geht es vorrangig um die Zulassung gallischer Adliger zum Senat. Die Studien waren dabei oft auf einen Vergleich von Inhalt und Sprache der Rede mit dem analogen Text in Tacitus’ Annalen ausgerichtet und befassten sich vor allem mit der Bürgerrechts- und Provinzialpolitik des Prinzipats. Die vorliegende Studie behandelt sämtliche mit der Rede verbundenen Aspekte. Zentrale Kapitel betreffen die Bürgerrechts- und Provinzialpolitik des Kaisers; sie sind auch von der Frage nach dem Bild bestimmt, das Claudius in seiner Rede als Person und als Kaiser von sich selbst zeichnet bzw. den Zuhörern zu vermitteln sucht. Im Ergebnis bestätigt und unterstreicht die historisch-philologische Analyse der Rede ein modifiziertes Bild des Kaisers, wie es in den letzten Jahrzehnten von der Forschung gezeichnet worden ist.