Edo, Anfang des 19. Jahrhunderts: Die Stadt, die wir heute als Tokio kennen, ist das größte urbane Zentrum der Welt. Jahrhunderte zuvor von Samurais gegründet, zieht Edo im Jahr 1830 Menschen aus allen Himmelrichtungen an, die das kulturelle und politische Leben der Stadt prägen.
Zu diesen Menschen gehört auch Tsuneno, eine junge Frau aus der Provinz, Tochter eines buddhistischen Priesters, die nach drei gescheiterten Ehen mit 30 Jahren beschließt, in der Stadt neu anzufangen. Sie reist nach Edo, arbeitet als Dienstmädchen für einen Samurai und lebt bei einem Schauspieler des Kabuki-Theaters. Sie heiratet erneut, gründet mit ihrem Mann ein Restaurant, scheitert, fängt wieder von vorne an. Wie Tsunenos Leben verändert sich auch die Stadt, Edo steht kurz vor dem wirtschaftlichen Kollaps. Und wie bei der Stadt geht es auch mit Tsuneno wieder aufwärts: Weil ihr Mann nach vielen Rückschlägen plötzlich Samurai wird, steigt auch ihr gesellschaftliches Ansehen.
Tsuneno stirbt im Jahr 1853 – und im gleichen Jahr endet auch Edos Geschichte: Eine Flotte der US Navy läuft in den Hafen der Stadt ein und Edo wird schließlich zu Tokio.
Die Historikerin Amy Stanley beschäftigt sich seit Jahren mit der Geschichte Tokios. In einem Archiv stieß sie auf Tsunenos Briefe an ihre Familie. Diese Aufzeichnungen liefern einen außergewöhnlichen Einblick in das Leben einer alten, hermetisch abgeschlossenen Gesellschaft, die es so nicht mehr gibt – eine perfekte Ergänzung zu Stanleys klug erzählter Stadtgeschichte.