Das Buch stützt sich auf anerkannte Ansätze der klassischen Philologie sowie auf die Methode der Folkloristen und verteidigt die Theorie von Émile Dermenghem, der den amazighischen ("berberischen") Ursprung des Märchens von Psyche und Amor behauptet. Sind die mündlichen Gegenstücke zu Apuleius' lateinischer Erzählung (ATU 425) in Nordafrika bloße Spuren eines europäischen Einflusses? Ist es nur Affekt, dass der in Madauros (heute Mdaourouch) geborene Autor sich als "Halb-Numidus und Halb-Getulus" (Apol. 24) erkennt? Ist diese Passage das einzige Indiz für Afrikanität im Werk? Woher nahm der Autor die intellektuelle Legitimität, eine "barbarische" Erzählung in seinen Roman einzufügen? Ist es wahrscheinlich, dass die lateinische Erzählung die mündlich überlieferten Märchen Nordafrikas hervorgebracht hat? Und schließlich: Wie groß ist der Anteil der imperialen und der provinziellen Kultur inmitten der Metamorphosen? Die Beantwortung dieser Fragen ermöglicht es, nach und nach eine Poetik zu rekonstruieren, die in ihrer Zeit einzigartig war, da sie auf der Zirkulation zwischen der lateinischen, griechischen und afrikanischen (libyschen) Kultur beruhte, deren Erbe Apuleius war.