Die ‚Schwelle‘ ist Ausdruck des krisenanfälligen Grenzübergangs zwischen zwei oder mehreren Sphären mit ihren jeweils ganz eigenen, oftmals konträr zueinanderstehenden Welt- und Ordnungsvorstellungen. Wie Goethes Wahlverwandtschaften diese Symbolik der Schwelle aufgreift und auf bestimmte Konfliktlinien zwischen Tradition und Moderne hin zuspitzt, diskutiert der Sammelband aus der Sicht prominenter Literatur- und KulturwissenschaftlerInnen. Goethes Roman eröffnet als Schwellenprosa im dialektischen Spannungsfeld von Linearität, Konsens, Tradition auf der einen Seite und Dissens, Aufbruch und Renovation auf der anderen Seite neue Perspektiven: Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Wahlverwandtschaften der letzten 35 Jahre wird dazu rekapituliert und anhand von wissenschaftshistorischen, diskursanalytischen, zeit- und gattungstheoretischen Perspektiven weiter- und gegebenenfalls umgeschrieben. Lektüre und Re-Lektüre werden so miteinander konfrontiert.