Mit »Geschlecht III« erscheint der lang erwartete, dritte und bis vor kurzem noch unbekannte Teil von Jacques Derridas Geschlecht-Tetralogie endlich auch in deutscher Übersetzung. Im Kontext einer umfassenderen Auseinandersetzung mit dem Problem der philosophischen Nationalität und des philosophischen Nationalismus wendet sich Derrida erneut dem Denken Heideggers zu. Genauer gesagt setzt er sich mit seiner eigenwilligen Trakl-Interpretation auseinander, in deren Rahmen Heidegger nach dem Zweiten Weltkrieg eine Neuausrichtung seiner philosophischen Politik und seiner Selbstpräsentation vollzieht. Ausgehend von dem mehrdeutigen Begriff „Geschlecht“ befragt Derrida einen spezifisch deutschen Nationalismus, der auf eine ebenso unentwirrbare wie einmalige Weise mit philosophischen Konzepten von Rasse, Geschlecht und Menschheit verbunden ist. Nicht zuletzt wirft das nun posthum veröffentliche Vorlesungsmanuskript immer wieder die Frage nach der anhaltenden oder wiederkehrenden Wirkmächtigkeit von Heideggers Texten auf – und begibt sich damit auch auf den Weg einer Bestimmung der gegenwärtigen gesellschaftliche und politische Lage.