Nach evangelischem Verständnis muss sich die Kirche beständig verändern. Die evangelischen Kirchen besitzen im 21. Jahrhundert hohe Reputation, doch geringe Bindungskräfte. Die Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchungen (KMU) sprechen seit Jahrzehnten eine eindeutige Sprache: Die Wahrnehmung der Kirche in der Gesellschaft erfolgt über diakonische Aktivitäten. Im postvolkskirchlichen Kontext stellt sich die Frage, ob die Kirche der Zukunft eine Diakoniekirche ist. In Reflexion der zunehmenden flächendeckenden Entkirchlichung in Ostdeutschland stellt Matthias Fichtmüller die These auf, dass die unternehmerische Diakonie künftig Aufgaben der Kirche übernehmen kann. Dabei werden die Konflikte zwischen verfasster Kirche und Diakonie beleuchtet und ein neues, gestuftes Mitgliedschaftsverständnis entwickelt. Diakoniekirche löst nicht die verfasste Kirche ab, doch sie ist ein bereicherndes Additiv zu den bisherigen kirchlichen Strukturen. In ihr können sich Menschen wiederfinden, die in den Landeskirchen keine Heimat haben.