Das Modifizieren und Aktualisieren bestehender Narrative bildete bis in das 18. Jahrhundert hinein den Kern literarischen und künstlerischen Schaffens. Der Bezug auf frühere Erzählungen war ein dynamischer Prozess des Erinnerns und Vergessens, in dem das Verhältnis zur eigenen Vergangenheit rekonfiguriert wurde. Die Narrative wurden den zeithistorischen, kulturellen und sozio-politischen Kontexten angepasst und neu funktionalisiert. Die Beiträge in diesem Sammelband untersuchen das Phänomen u. a. aus klassisch philologischer, archäologischer, theologischer, mediävistischer und skandinavistischer Perspektive. Besonders die übergreifenden Funktionen von Renarrativierungen und deren textimmanenten Charakteristika stehen im Vordergrund. Die literarischen Analysen werden um transmediale Untersuchungen ergänzt, die die Unabhängigkeit des Phänomens und den Versuch unterstreichen, sich der Praxis der Renarrativierung in der Vormoderne im Sinne einer historischen Narratologie konstruktiv anzunähern.

Mit Beiträgen von
Thorsten Glückhardt, Sebastian Kleinschmidt und Verena Spohn, Achim Aurnhammer, Christian Neumann, Olga Lorgeoux, Jacobus Bracker, Laura Velte, Rebecca Schirner, Sabine Heidi Walter und Bettina Peterli