Das Lager Uelzen-Bohldamm diente über Jahrzehnte als erste Anlaufstation für Vertriebene und Flüchtlinge aus der DDR in Westdeutschland.

Von 1945 bis 1963 durchliefen über zwei Millionen Menschen das Flüchtlingsdurchgangs- und Notaufnahmelager Uelzen-Bohldamm. Diente das Lager zunächst der Militärregierung als Steuerungs- und Kontrollinstrument bei der Aufnahme von Vertriebenen, avancierte es ab 1947 zum ersten westdeutschen Durchgangslager für Zuwanderer aus SBZ und DDR. Das Lager war eng verbunden mit der Entwicklung der westdeutschen Aufnahmeregelungen für diesen Personenkreis. Fortan mussten die Zuwanderer ihren Abwanderungsentschluss mit einer Verfolgungssituation in Ostdeutschland rechtfertigen, um als Flüchtlinge in Westdeutschland anerkannt zu werden.
Die westdeutschen Politiker instrumentalisierten das Lager, um ihre Überlegenheit im Ost-West-Konflikt darzustellen. Schließlich nutzten die westlichen Geheimdienste und andere Organisationen die Zuwandererbefragungen, um an Informationen über die Situation jenseits des »Eisernen Vorhangs« zu gelangen.
Arne Hoffrichter untersucht anhand einer Längsschnittanalyse des Lagers, wie sich die flüchtlingspolitischen Maßnahmen der verschiedenen Akteure auf die sich ändernde Situation von erzwungener Flucht und freiwilliger Abwanderung in Konflikt zwischen Ost und West auswirkten.