Der seit seiner Gründung 1882 meist in Wiesbaden durchgeführte Internistenkongress war ein bedeutendes Forum für die Präsentation neuer, oftmals bahnbrechender, medizinischer Erkenntnisse. Die Ärzte, unter ihnen zahlreiche Nobelpreisträger, brachten wissenschaftliches Flair in die Kurstadt. Auch unter dem Einfluss der Internisten wandelte sich Wiesbaden nach dem Zweiten Weltkrieg zur Gesundheits- und Kongressstadt.

Die vor einiger Zeit vorbildlich aufgearbeitete NS-Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin erfährt in der vorliegenden Untersuchung einige Ergänzungen: Die Auswertung bislang unbekannter Quellen ermöglicht einen Einblick in den Umgang mit jüdischen Kollegen lange vor 1933.

Erstmals analysiert wird die Rolle der Ärztinnen in der Frühzeit des Kongresses. Das Buch untersucht zudem die nicht immer spannungsfreie Beziehung zwischen Kongress und Stadt. Ein Indikator dessen war die schwierige Suche nach einem allen Ansprüchen genügenden Veranstaltungszentrum, die sich durch die gesamte Kongressgeschichte zieht. Nicht zuletzt setzt die Untersuchung den Akteuren aufseiten der DGIM wie der Wiesbadener Stadtpolitik ein Denkmal: Sie haben den Kongress zu dem gemacht, der er heute ist.