»Demokratie braucht Streitkultur.« Ist die Demokratie dafür jedoch hinreichend konfliktfähig? Wie viel Konflikt kann in ihren Grenzen ausgetragen werden? Inwieweit kann die politische Kultur der Massendemokratie die Souveränität des Einzelnen ertragen?
Friedrich Nietzsche war diesbezüglich skeptisch, und eine doppelte Spannung entstand in dem Moment, da er Spinoza als seinen »Vorgänger« für sich neu entdeckte. Dieser gilt einerseits als einer der ersten und leidenschaftlichsten Verfechter der Demokratie, während seine Philosophie der Bejahung andererseits mit Nietzsches eigenem Denken in Wettstreit tritt. Nietzsches fruchtbare Auseinandersetzung mit Spinoza beweist paradoxerweise, dass Demokratie rege Streitkultur braucht, um zu funktionieren, um sich zu erneuern und um geschätzt zu werden.