Das Experimentieren im Sinne der Erkenntnisgewinnung stellt ein entscheidendes Element des naturwissenschaftlichen Unterrichts dar und lässt sich als Problemlöseprozess modellieren (z.B. das SDDS-Modell). Um diesen Prozess bestmöglich unterstützen zu können, ist es notwendig, die von Lernenden angewendeten Vorgehensweisen zu kennen und diagnostizieren zu können. In der Literatur wurden bereits Vorgehensweisen und Strategien beschrieben, die allerdings nur selten auf einheitlichen Konstrukten fußen und daher häufig keine trennscharfen Beschreibungen darstellen.

In dieser Arbeit werden von Schülerinnen und Schülern angewendete Strategien anhand konsistenter Kategorien beschrieben und untersucht. Hierfür wurden Lernende der Sekundarstufe I (N=98) beim experimentellen Problemlösen in Dyaden videografiert und bekannte Begleitvariablen erhoben, sodass der Arbeit ein qualitatives und quantitatives Forschungsdesign zugrunde liegt. Es konnten sechs deskriptive Strategien identifiziert werden, die anhand eines einheitlichen Kategoriensystems unterschieden werden können und Parallelen zu Strategiebeschreibungen der Literatur aufweisen. Vergleiche mit dem normativen SDDS-Modell zeigen übereinstimmende Strukturen, aber auch Abweichungen der identifizierten Strategien. Insgesamt planen leistungsstärkere Lernende ihr Vorgehen eher, während Leistungsschwächere eher explorativ vorgehen. Eine Diagnostik der Strategien erscheint dabei über das Methodenwissen, das Vorwissen und die Motivation insbesondere für zwei Strategien vielversprechend.