„Ein ungebildeter König ist wie ein gekrönter Esel.“ Mit diesem Zitat brachte es Johannes von Salisbury um 1170 auf den Punkt: In einer Welt mit Universitäten und rationalisierter Verwaltung war Regieren eine intellektuelle Tätigkeit. Wie aber machte man aus einem Prinzen einen gebildeten König? Dieser Frage geht Carola Föller am Beispiel der Kinder König Ludwigs IX. „des Heiligen“ von Frankreich (1214–1270) nach. Anhand dreier Texte – eines Erziehungsleitfadens des dominikanischen Enzyklopädisten Vinzenz von Beauvais, eines Rechtslehrbuchs des Juristen Pierre de Fontaines und einer Sammlung von Ratschlägen des Königs selbst – zeigt sie, wie Ludwig mit der Hilfe von Spezialisten ein Erziehungsprogramm entwickelte, das seine Kinder systematisch auf ihre Aufgaben vorbereitete – moraltheologisch wie intellektuell auf der Höhe der Zeit.