Die lehramtlichen Aussagen im Bereich der Morallehre und verkündigung sowie die anschließenden Reaktionen zeigen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil unübersehbar: Die nichttheologischen Wissenschaften stellen für das universalkirchliche Lehramt im Bereich der Moral eine unverzichtbare Erkenntnisquelle dar. Denn auch die kirchliche Moralverkündigung trifft Aussagen in ethischer Perspektive. Deshalb ist das Lehramt wie die Moraltheologie und Sozialethik gefordert, den Stand der Wissenschaften angemessen zu berücksichtigen. Damit stellt sich die erkenntnistheoretische Frage, welche theologisch-ethische Bedeutung und Leistung die nichttheologischen Wissenschaften für die lehramtliche Normfindung und begründung haben. Erst auf dieser Basis ist beantwortbar, wie die Integration der wissenschaftlichen Ergebnisse und offenen Diskussionen im Rahmen der kirchlichen Morallehre erfolgen kann.
In der Moraltheologie und Sozialethik ist die Bedeutung der Natur-, Human-, Sozialwissenschaften sowie der Philosophie wissenschaftstheoretisch im Grundsatz geklärt. Der Fokus richtet sich in diesem Buch nunmehr auf das universalkirchliche Lehramt. Es wird die Bedeutung der nichttheologischen Wissenschaften für die Morallehre und -verkündigung der Kirche untersucht und nach angemessenen Methoden ihrer Integration in die kirchliche Lehre gefragt. Dabei wird die Verhältnisbestimmung von wissenschaftlicher Theologie und Lehramt, nichttheologischen Wissenschaften und Theologie sowie Wissenschaften und Lehramt entfaltet.