Als Reichskanzler äußerte Bismarck 1875 einem Reichstagsabgeordneten gegenüber, er würde gerne wieder einmal ein Exemplar des Lesebuchs "Eutonia", das er als Schüler "sehr geliebt" habe, in die Hand nehmen. Mit einiger Mühe konnte sein Wunsch erfüllt werden. Sehr rasch wurde von zahlreichen Zeitungen kolportiert, Bismarck habe von den im Lesebuch wiedergegebenen Texten vor allem A. G. Meißners Erzählung "Deutsches Schauspiel zu Venedig" geschätzt: Durch sie sei in ihm der Stolz geweckt worden, Deutscher zu sein. Obwohl von Bismarck niemals bestätigt, wurde diese Behauptung vielfach wiederholt. Die vorliegende Schrift schildert die Auffindung der "Eutonia" und geht der Frage nach, was es mit dem öffentlich bekundeten Interesse an Bismarcks Lesebuch auf sich hat.