VORWORT ZUM NEUNTEN BAND DER PENSÉES DU JOUR
Die vorliegende Sammlung setzt die Reihe PENSÈES DU JOUR um einen weiteren Band fort, mit Gedanken der Tage 11 V 20 bis 19 VIII 20. Während in dem nächsten Band der Pensées ein Hauptschwerpunkt auf dem Verhältnis und Wesen von Mensch, Tier und Pflanze liegen soll, handeln die Betrachtungen hier, wie der Titel des Bandes es besagt, von der menschlichen Gemeinschaft. Grundthese der Feststellungen und Schlussfolgerungen? Der Grund für die Zwistigkeiten unter Menschen liegt darin, dass der einzelne Mensch mit sich selbst im Streit liegt, freilich unter dem Einfluss anderer Menschen und der Umwelt entstanden. Würde der Einzelne die Welt eher als mitleidende Einheit, gleichsam als Mitgeschöpf empfinden, also das Maß und die Tragfähigkeit seiner Empathie vergrößern, wüchse auch die Fähigkeit, von sich selbst abzusehen und sich nicht länger als Opfer denn als aktiv wirksame Kraft verstehen, mit dem Potential, Frieden, Harmonie und Eintracht fördern zu können. Denn demjenigen, der im Zustand des Erleidens einen Freiraum zur Umarmung und Stärkung des Mitleidenden entdeckt, wächst Stärke zu. Und derjenige, der einem Gestrauchelten vom Boden aufzuhelfen bestrebt ist, wird selbst eher lernen, nach einem Sturz wieder auf die Füße zu kommen. Den unseligen Individuen aber, die anderen Seelen das Korsett der Knechtschaft und eines freiheitsfeindlichen Gehorsams anlegen wollen, der nicht dem Gemeinwohl sondern nur dem Wohl einer politischen Clique oder einem autoritär waltenden Clan dient, denen sei zugerufen: „Ihr werdet scheitern! Scheitern als Menschen. Scheitern als Politiker. Scheitern als Suchende. Ja, selbst als die Knechte eures eigenen Weltkonzepts, gefangen in der Wüste eurer dürren Herzen und eurer verknöcherten Visionen, werdet ihr scheitern, nicht weil ihr nicht frei von eurem Wahn werden könnt - in dieser Hinsicht würdet ihr euren Traum erfüllen; Knechte eurer verkehrten Vorstellungen müsst ihr bleiben.