Ich bin elf Jahre alt, als mir meine Mutter die Nachricht überbringt: „Der Papa ist tot.“ Er hatte sich vor einen Zug geworfen.

Es beginnen zwanzig Jahre außerordentlicher Belastungen, der Suche nach Liebe und Anerkennung sowie der Stigmatisierung, Tabuisierung und eigenen Verdrängung. Denn wenige Jahre nach dem Tod des Vaters sollte ich auch meine Mutter verlieren. Die paranoide Schizophrenie lässt sie nicht mehr meine Mutter sein. Als ich 31 bin, finden wir sie tot im Wohnzimmer auf der Couch: vermutlich Selbstmord mit Schlaftabletten.

Ich brauche lange, um zu begreifen, dass ich nicht nur meine Eltern, sondern auch das Unbeschwerte meiner Kindheit und Jugend verloren hatte. Erst mit Anfang zwanzig kann ich mich auf den langen Weg machen, erwachsen zu werden in einer Welt, die mir das Gefühl vermittelt, als sei nichts.

Eine Autobiografie.

In schonungslosen Worten und unterfüttert mit Reflexionen, führt Christian Kloß dem Leser das Aufwachsen als Kind von psychisch erkrankten Eltern vor Augen. Mit zwei Suiziden und der von der betroffenen Mutter nicht akzeptierten Psychose, schildert der Autor einen in seiner Härte außergewöhnlichen Fall. Dabei lässt er seine therapeutischen Erfahrungen einfließen, um den betroffenen Lesern – auch im erwachsenen Alter – eine Rückmeldung zu ihrer Situation geben zu können. Scham, Ängste und Trauer werden dabei ebenso behandelt wie auch alltägliche Herausforderungen des aufwachsenden Jugendlichen: soziale Beziehungen, Berufswahl oder Freizeitgestaltung. Mit seinem Buch stößt Christian Kloß in den Kern des problematischen Aufwachsens von Kindern mit psychisch erkrankten Eltern vor: die Suche nach der eigenen Identität und der Frage „Wer bin ich?“.