Wolfgang Templin erzählt die unwahrscheinliche und abenteuerliche Geschichte der zweiten Gründung des polnischen Staates: Nach 123 Jahren der Aufteilung zwischen Russland, Österreich und Preußen ließen die Polen im November 1918 ihr Land als souveräner Staat wieder entstehen, während die drei Großmächte mit dem Ende des Weltkriegs in Niederlage und Revolution taumelten. Der Zweiten Polnischen Republik aber gab kaum einer seiner Nachbarn eine Überlebenschance.
Die Zweite Polnische Republik Polen wurde in Europa als „Saisonstaat“ oder störender Raum zwischen Deutschland und Rußland betrachtet. Auseinandersetzungen zwischen extremen Linken und Rechten beförderten die Instabilität der neuen Republik. Dennoch gelang es über 20 Jahre Polen als selbständigen Staat zu erhalten. Erst der gemeinsame Überfall Deutschlands und der Sowjetunion beendete 1939 die Existenz Polens zeitweilig wieder. Wolfgang Templins Buch schildert die frappierenden Umstände der Gründung der Zweiten Polnischen Republik, ihre äußere Bedrohung durch die Nachbarstaaten wie etwa den Krieg gegen Sowjetrußland, aber auch die inneren Konflikte. Die Zeit von 198 bis 1939 war ein an vielen Fronten geführter Kampf um die Existenz Polens. Heute ist jene Zeit in Polen wieder umstritten: Es geht um die historische Deutung der Zweiten Republik, um das Aufbrechen alter Spannungen und Gegensätze, die bis vor 1939 zurückreichen. So liefert Wolfgang Templins Blick auf die Geschichte auch einen Schlüssel zum besseren Verständnis der aktuellen polnischen Auseinandersetzungen.