Mehr Schein als Sein ist als Prinzip so alt wie die Menschheit selbst. Schriftsteller aller Epochen widmeten sich immer wieder jenen, die mit Masken jonglieren und die Grenze vom Blender zum Betrüger überschreiten. Zwischen 1890 und 1940 erleben reale Hochstapler und ihre literarischen Abbilder eine Blütezeit. Die Erfindung eines alternativen Ichs und die belletristische Ästhetisierung der Identitätsinszenierung haben Hochkonjunktur. Während die Wissenschaft versucht, der Phantome der Zeit theoretisch habhaft zu werden, lechzt die Bevölkerung stets nach neuen ,unglaublichen Geschichten‘. Eine Gier, die etliche Autoren bedienen und dabei den Kriminellen häufig als ,Künstler‘ darstellen. Anhand unterschiedlicher Gattungen betrachtet der vorliegende Band Betrug als Sujet, zeitgenössischen Diskurs sowie semiotisches Phänomen in der Literatur und zeigt, wie um die Jahrhundertwende Täuschung zum Talent avanciert.