Das Buch entwirft eine Ethik theologischen Denkens – wie soll die Theologin, wie soll der Theologe “denken” und “nachdenken”? Wenn es der Theologie um Gott zu tun ist, ist theologisches Denken wesentlich auch Begegnung mit Gott. Das Buch arbeitet mit 49 ausgewählten Bibelstellen, die eine Begegnung mit Gott zeigen; diese werden erkenntnistheoretisch gedeutet in der Absicht, Anhaltspunkte für eine theologische Erkenntnisethik zu erarbeiten. Dabei folgt dieser Entwurf “theologischer Landschaftsskizzen” der Struktur des Vater Unser, das die groβen Konturen der Begegnung zwischen Mensch und Gott vorgibt. Das Buch legt einen Dialog zwischen philosophischer Erkenntnistheorie und biblischen Texten vor, wobei ein weites Spektrum philosophischer Stimmen zur Sprache kommt. Theologisches Denken, so die These, unterscheidet sich von anderen Formen des Denkens durch seine Zweite-Person-Perspektive, durch seinen Glauben an Gott, auf den hin gedacht wird. Theologie ist nicht nur Denken über Gott, sondern auch Denken vor Gott und Denken auf Gott hin. Daraus ergeben sich normative Strukturen für die theologische Reflexion, also eine besondere Erkenntnisethik.

»Ein Stachel im Fleisch theologischen Denkens ist Jesu Kritik an der Erkenntnisarbeit der Gesetzeslehrer: ›Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis
weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert‹ (Lk 11,52). Es ist schon viel gewonnen,
wenn theologisches Denken der Begegnung mit Gott nicht entgegensteht. Nach der Weisung, nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen, steht nun die Aufforderung, durch die Tür zur Erkenntnis hindurchzugehen.« (Aus dem Vorwort)