Unter Einbeziehung sozialen als auch kultischen Wandels bereits im 19. Jahrhundert ist festzuhalten, dass ein Kausalzusammenhang zwischen dem Veränderungsprozess beider Hauptkonfessionen der christlichen Kirche und der Modernisierung des architektonischen Erscheinungsbildes besteht. Ein weit gefasstes Netzwerk aus Theologen, Kunsthistorikern, Architekten und kulturkritischen Fachleuten forcierte einen Austausch neuer Ideen über ein breit bespielbares Angebot medialer Kanäle. Unter Verwendung der zur Verfügung stehenden Konstruktionsweisen und Bautheorien des 20. Jahrhunderts suchten zahlreiche religiös inspirierte Architekten, neue kultische Ideale in gebauter Form zu fixieren. In Abgrenzung zur weit verbreiteten Anspruchshaltung des Profanbaus war man jedoch bestrebt, den Kirchenbau des 20. Jahrhunderts zu einem Kommunikationsmedium neuer religiöser Inhalte zu erheben.
Eine besondere Konzentration von Liturgiebewegung, theoretischer Diskurse und Bauaktivität markiert die Rhein-Ruhr-Region als ein für eine vergleichende Analyse von Veränderungen besonders geeignetes Gebiet des katholischen und evangelischen Kirchenbaus.