Der promovierte Physiker und Bestsellerautor Paolo Giordano beschreibt die Auswirkungen der Corona-Epidemie in Italien. Auch wir erleben Quarantäne, einen neuen Alltag, in dem es darum geht, die Kettenreaktion zu durchbrechen, um die totale Sprengung des Gesundheitssystems zu verhindern.
Wir gehören einer Generation an, die wie keine andere an Wechsel und Reisen gewöhnt ist. Doch wenn es um Ansteckung geht, ist unsere Effizienz auch ein Fluch. Denn die Viren sind schneller als wir.
Giordano sieht die Viren auch als Folge der Umweltzerstörung. Zu viele Überschwemmungen, zu viele Trockenheiten begünstigen ihre Verbreitung. Es gibt noch viele andere Viren, die vom Klimawandel profitieren könnten. Es könnten noch schlimmere Pandemien folgen.
Nutzen wir also die Quarantäne, um über unseren Lebensstil nachzudenken. Die Normalität ist ausgesetzt, und wir wissen nicht, wie lange. Jetzt ist die Zeit der Anomalie. Wir müssen damit leben lernen. Die Viren haben uns eines voraus – sie können sich schnell verändern. Das sollten wir von ihnen lernen.
Es ist nicht leicht. Das Ozonloch in den 1980er Jahren ließ sich einfacher bekämpfen. Denn unter einem Loch in der Atmosphäre konnte sich jeder etwas vorstellen. Was wir uns hingegen heute vorstellen sollen, ist flüchtiger und komplexer. Doch es führt kein Weg daran vorbei: Diese Epidemie wird uns und unser Leben verändern.
Unsere Gesellschaft konnte sich alles erlauben – außer Verlangsamung. Und genau das wird jetzt anders.