Die modernen Nachfahren der Ureinwohner Australiens und Ozeaniens bewegen sich virtuos zwischen Moderne und Vormoderne. Wer sich für ihre Kulturen interessiert, durch die sie die Moderne gleichsam ‚umgehen‘, muss deren voreuropäische mythische Prägung ernst nehmen. Der Mythos ist nicht ‚irrational‘, sondern er bietet eine rationale Grundlage für das Denken und Handeln, wenn die Zugehörigkeit zum Familienverband oder Clan auch heute noch die Voraussetzung für den Lebenserfolg des Einzelnen ist. Auch Gottheiten und vergöttlichte Ahnen sind Gruppenmitglieder. Der Mythos wird nicht ‚durch die Wirklichkeit widerlegt‘, sondern er schafft eine Vorstellung von der Wirklichkeit, durchleuchtet sie und erschließt ihren Sinn. In Erzählungen und Liturgien gibt er Anleitungen für das richtige Handeln durch die Vergegenwärtigung von verpflichtenden Stiftungstaten aus der Urzeit, der sog. Traumzeit. Beispiele aus der mythischen Vergangenheit zeigen die Fähigkeit der Menschen, die Moderne in ihre traditionelle Weltanschauung einzubinden.