Welche Funktionen hatten Heiligkeiten, Heilige und Heiligenviten im europäischen Früh- und Hochmittelalter? Wie wurden sie konstruiert und wie gelang der räumliche Transfer von Heiligkeitskonzepten? Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes gehen der Vielfalt von Heiligkeiten und den dahinter stehenden Vorstellungen nach. Durch eine Analyse der narrativen Gestaltungsstrategien und der verwendeten Darstellungsmittel zeigen sie, inwiefern Begründungs- und Argumentationsstrategien für unterschiedliche Heiligentypen differieren. Die Untersuchung umfasst dabei sowohl Nutzungskontexte sowie beteiligte Personen und Gruppen und deren Interesse an der Funktionalisierung von Heiligenverehrung und Heiligenviten. Dieser Zugang ermöglicht es, die Bildung mittelalterlicher Diskursgemeinschaften um Heilige und Heiligkeiten nachzuvollziehen und den Gebrauch von hagiographischen Texten in sozialen, religiösen, gesellschafts- sowie religionspolitischen Fragen nachzuzeichnen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf den Bedingungen und Bewertungen räumlicher Transferprozesse. Auf diese Weise wird die Dynamik deutlich, die Heiligkeiten im europäischen Früh- und Hochmittelalter entfalteten.