Wie lassen sich der Anspruch der Bibel, "Heilige Schrift" zu sein, und die historische Kritik miteinander in Einklang bringen? Der Beginn der sich Mitte des 18. Jahrhunderts ausbreitenden radikalen Religions- und Bibelkritik in Europa hing eng mit der Dynamik einer theologischen Debattenkultur zusammen, die sich aus dem institutionellen Rahmen der Universitäten in eine breitere, gelehrte Öffentlichkeit auszubreiten begann. Wesentlichen Anteil hieran hatte das Aufkommen des Zeitschriftenwesens, das maßgeblich zu einem Rationalisierungs- und Popularisierungsprozess des Diskurses beigetragen hat. Valentin Wendebourg zeichnet anhand exemplarischer Bibeldebatten aus Deutschland, Frankreich und England die grenzüberschreitenden Rezeptionsprozesse der Debatten und ihrer Kommunikationskulturen nach. Anhand dessen wird die unmittelbare Wechselwirkung zwischen den Veränderungen medialer Kommunikation und den fundamentalen theologischen Umbrüchen in Hinblick auf Schrift- und Theologieverständnis in der Aufklärungszeit sichtbar.