Wie in kaum einer anderen Gattung der Antike finden sich in der Briefliteratur Beschreibungen von Mußemomenten. Dabei handelt es sich häufig um Schilderungen einer bestimmten Lebensweise oder um selbstreferentielle Reflexionen der Produktions- und Rezeptionsmomente des Briefes, die als Mußemomente inszeniert werden. Die Beiträge in diesem Band nähern sich diesem Phänomen aus verschiedenen Perspektiven: Auf Studien der Semantik und Funktion von otium und ,Muße' folgen Arbeiten zu philosophischen Briefen (Epikur, Horaz, Seneca), Exilbriefen (Ovid), Briefen der römischen gesellschaftlichen Eliten (Cicero, Plinius) sowie der griechischen Briefliteratur der Kaiserzeit (Aelian, Libanios). Abgerundet wird der Band mit Ausblicken auf die Mußediskurse in Catull, in der augusteischen Literatur sowie der neulateinischen Briefliteratur des Humanismus. Der strukturelle Zusammenhang von Muße und Briefliteratur wird in einer Einleitung theoretisch hergeleitet.