In der Mitte des 19. Jahrhunderts musste ein Gebäudetyp neu gedacht werden: ein Museum für kontinuierlich wachsende naturwissenschaftliche Sammlungen. Dies geschah zu einer Zeit, in der alte wissenschaftliche Standards und Ordnungsstrukturen im Begriff waren, durch neue Ansätze und fortschreitende Spezialisierungsprozesse abgelöst zu werden, und gleichzeitig die Bildung der Öffentlichkeit stärker in den Fokus rückte. Dabei ließen sich die tatsächlichen Forderungen an die Architektur nur schwer überblicken. Wissenschaft und Besucherinteressen befanden sich im Fluss und stellten wiederholt neue Anforderungen an eine beständige Architektur, die im Nachhinein kaum verändert werden konnte.
Das Berliner Museum für Naturkunde ist eines der bedeutendsten Bauwerke dieser Zeit und spiegelt in seiner Geschichte exemplarisch die Konflikte wider, mit denen sich Architekten und Sammlungsleiter weltweit konfrontiert sahen. Sie zeigt das direkte Einwirken sich verändernder wissenschaftlicher Forschungsansätze und Methoden auf die architektonische Gestalt sowie die direkte Einflussnahme des öffentlichen Interesses auf den Ausstellungsbereich. Die Architekturgeschichte des Berliner Naturkundemuseums verdeutlicht zudem die Wandlung des Verständnisses dessen, was ein Museum ausmacht.