Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht übernahmen, war der 1924 gegründete Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) noch ein recht junger Verband. Während der Weimarer Zeit hatte er sich jedoch bereits als Interessenvertretung der traditionell dezentral ausgerichteten Sparkassenorganisation etabliert. Er bündelte die Einzelinteressen zu einheitlichen Verbandszielen und artikulierte diese gegenüber Regierung, Parlament, Verwaltung und Öffentlichkeit. Nach 1933 blieb der DSGV zwar im Kern erhalten, wurde jedoch durch personelle und organisatorische "Gleichschaltung" zu einem Glied der dem Reichswirtschaftsminister unterstehenden NS-Wirtschaftsordnung.


Janina Salden untersucht in dieser Studie die Handlungsspielräume des DSGV zwischen 1933 und 1945: War der Einfluss des Verbands auf rechtliche und geschäftspolitische Sachverhalte des Sparkassenwesens beschränkt? Oder erstreckte er sich auch auf grundsätzliche Fragen, wie den Grad der Integration der Sparkassenorganisation in das NS-System oder die Beteiligung des Verbandes, seiner Mitgliedsverbände und der Sparkassen an Kriegsfinanzierung und "Arisierung"? Welche Motive hatten die Führungspersönlichkeiten – und nutzten sie ihre Handlungsspielräume auch tatsächlich?