Von Max Weber stammt die große These, dass der protestantische Geist eine der großen Antriebskräfte des modernen Kapitalismus sei. Religiöse Grundlagen der innerweltlichen Askese, Luthers Berufsbegriff, Calvinismus und englischer Puritanismus haben nach Weber direkt die Entwicklung des neuzeitlichen Wirtschaftsstils beeinflusst. Die These ist nicht unbestritten geblieben und bis heute ein markanter Ausgangspunkt für Diskussionen. Was lässt sich heute, im 21. Jahrhundert, über den Geist des Kapitalismus sagen? Hat Ethik auf die globalen Finanzmärkte und das Produktionssystem überhaupt noch Einfluss? Wie wirkt der Geist der Reformation auf das herausgeforderte ordnungspolitische Modell der sozialen Marktwirtschaft? Passen Privatrechtsgesellschaft, Marktdynamik und christliche Nächstenliebe zusammen oder wankt der offene Markt, gerade weil es an einer religiös fundierten Ethik fehlt? Vier Autoren versuchen, aus unterschiedlicher Perspektive auf diese Fragen zu antworten.