»Weltkünste des Surrealismus« untersucht aus einer medien-, kultur- und regionenübergreifenden Perspektive die multilateralen Austauschbeziehungen und Weltkünste des Surrealismus.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Surrealismus nicht einfach von Europa in die außereuropäische Welt getragen, sondern auch dort im Zuge dynamischer Interaktionen antizipiert, debattiert und weiterentwickelt. Zwischen surrealistischen Künstlerinnen und Schriftstellern in Afrika, Europa, Lateinamerika und der Karibik haben sich Netzwerke herausgebildet, die nicht von der Bewegung in Europa ferngesteuert wurden. Eurozentrisch ausgerichtete Konzepte von Weltliteratur und Weltkunst laufen daher ins Leere. Um diese surrealistischen Weltkünste angemessen beschreiben zu können, entwickelt Andrea Gremels ein antizentrisches Verständnis weltkünstlerischer Beziehungen unter besonderem Einbezug postkolonialer und transkultureller Perspektiven.
Anhand einer material- wie facettenreichen Auswahl surrealistischer Positionen aus Literatur, Film, Fotografie und bildender Kunst zeigt Gremels, wie durch Austauschbeziehungen im und mit dem Globalen Süden poetische und poetologische Ethnografien, synkretistische Kosmovisionen oder antikoloniale Proteste entstehen und surrealistische Themen wie das Wunderbare, das Sakrale oder das Unheimliche erweitert und transformiert werden. Zugleich eröffnet die Autorin den Horizont für eine transkulturelle Philologie, die sich für eine Literatur- und Kunstgeschichtsschreibung jenseits nationaler und sprachlicher Grenzen einsetzt. Nicht nur die surrealistische Landkarte muss neu gezeichnet werden, sondern auch jene der Weltliteratur.