Schon lange vor dem Zeitalter der Nationalismen im 19. Jahrhundert, trotz der Verfolgungen, Unterdrückungen und des Holocaust (Porajmos) im 20. Jahrhundert, repräsentieren Roma von Grenzüberschreitungen geprägte Kulturen, die immer wieder auch in der Literatur, in der bildenden Kunst und im Film dargestellt wurden. Besonders im 20. und 21. Jahrhundert kommen Eigenrepräsentationen selbst vermehrt zur textuellen und medialen Darstellung.
Der Band setzt sich zum Ziel, den vielfältigen Facetten der Darstellung der Roma ("Tsiganes", "Bohémiens", "Sinté", "Manouches", "Yéniches", "Gitans' etc.) nachzugehen, deren Lebensweise sich geschichtlich durch grenzüberschreitende Bewegung und Grenzbeziehungen ausgezeichnet hat. Somit strebt sie an, räumliche Konzeptionen zu untersuchen. Diese können intermedial gestaltet sein und auch verschiedene literarische Genres überschreiten. An der Grenzgängerfigur kann manifest werden, wo Beziehungsgrenzen gezogen werden, in welches Verhältnis Selbst und Anderer/s zueinander gesetzt werden und inwieweit Kulturkontakt stattfindet, gelingt und misslingt. Besonderes Interesse gilt dabei der Figur der Bohémienne / Romnia / Sintezza sowie der Rolle von Schriftlichkeit und Mündlichkeit, insbesondere was die Performanz in der literarischen oder medialen Inszenierung betrifft.

Mit Beiträgen von
Julia Blandfort, Thomas M. Bohn, Renaldi Franz, Marina Ortrud M. Hertrampf, Corinna Leister, Sébastien Meyer, Sarga Moussa, Gesine Müller, Anna Isabell Wörsdörfer