Der Reformpädagoge und Begründer des dualen Bildungssystems Adolph Diesterweg (1790–1866) hat in Deutschland in einer Zeit zwischen Revolution und Restauration für eine Modernisierung der Schule gekämpft, die den Anforderungen des beginnenden industriellen Zeitalters gerecht werden sollte. Er wies auf die Gefahren der Verrohung durch Armut hin und forderte als Abhilfe Unterricht und Bildung der Unterschicht – nicht nur der Kinder, sondern auch der Eltern.

Köhler unternimmt eine Untersuchung der Biografie Diesterwegs aus der Sicht der Psychoanalyse, insbesondere der Selbstpsychologie Heinz Kohuts. Sie geht vor allem der Frage nach, wie Diesterweg vor dem Hintergrund seiner schwierigen Kindheit zu einem begeisterten und begeisternden Kämpfer für den Fortschritt werden konnte, zu einem, der die Zeichen der Zeit erfasste und kreative Vorschläge machte, ihnen zu begegnen. Köhler beschreibt Diesterweg als einen sogenannten »tragischen Menschen« (Kohut), der seine Ideale zu verwirklichen sucht und nicht in Konflikt mit seinem Über-Ich gerät.