Eine Fahrt durch einen dunklen Wald, dann plötzlich ein flüchtendes Reh im Scheinwerferkegel des Autos. Diesen Moment erlebt Jean Christophe Bailly als Epiphanie: Er wird zum Ausgangspunkt einer intensiven und tiefen philosophisch-poetischen Meditation über die Frage, wo die Grenze zwischen der Welt der Tiere und der der Menschen verläuft. Einen kurzen Moment lang hat Bailly das Gefühl, das Andere des Tiers zu verstehen und versucht dieses Wissen noch einmal fassbar zu machen, das Wissen darum, dass Mensch und Tier dieselbe Welt bewohnen, dass sie Brüder und Schwestern im Blute sind und dass die Herrschaft des Menschen über die Tiere eine Illusion des Menschen ist, obwohl er ihnen Unaussprechliches antut. Bailly vermittelt die Einsicht in die Grausamkeit des Menschen, aber auch die Einsicht in die Überlegenheit der Tiere, deren Blick über uns hinaus ins Offene geht. Doch es ist dieser Blick der Tiere, in dem wir uns wiedererkennen.