„...zu wolverdienter straff, und anderen zum abscheulichen Exempel mit dem Feuer vom leben zum tod hinzurichten und zu bestraffen...“ lautete üblicherweise der Tenor, wenn eine sogenannte „Hexe“ aufgrund der ihr vorgeworfenen Zaubereihandlungen schuldig gesprochen wurde. Mit solchen Delikten hatte sich die Gießener Juristenfakultät im Rahmen ihrer Spruchtätigkeit u. a. zu beschäftigen, wenn sich ratsuchende Stellen - in der Regel Gerichte - während eines Hexenprozesses über den Fortgang oder die Beendigung eines solchen informieren wollten.
Diese Studie untersucht die in diesem Zusammenhang entstandenen Entscheidungen. Es handelt sich um einfache Rechtsbelehrungen, Gutachten und Urteile, die die Fakultätsmitglieder der Ludoviciana im 17. und beginnenden 18. Jahrhundert als rechtsberatende Institution in Hexenprozessen zu fällen hatten. Dabei wird zum Einen das Augenmerk auf den formellen Ablauf der Spruchtätigkeit in Hexensachen gelegt, zum Anderen der Gegenstand der Sprüche näher beleuchtet.
Die Möglichkeit der Hexerei wurde von den Gießener Juristen nicht angezweifelt. Die Studie zeigt aber, dass sie sich bei der Beantwortung der an sie gerichteten Fragen an einem strafrechtlichen System orientierten, so dass der Vorwurf der Willkür bei der Entscheidungsfindung in Hexensachen in nahezu allen Fällen keinen Halt findet. Dies gilt sowohl für die Fragen nach der Rechtmäßigkeit einer bevorstehenden Folteranwendung als auch nach der auszusprechenden Todesstrafe, die in der Regel auf Verbrennen zu lauten hatte.

--- STIMMEN ZUM BUCH ---

"Hauer schafft es mit der vorliegenden Arbeit, das komplexe Thema der ‚Spruchpraxis in Hexensachen‘ gründlich und interessant aufzuarbeiten und auch für Nichtjuristen und Laienhistoriker gut lesbar und verständlich darzulegen." (Wissenschaftlicher Literaturanzeiger, wla-online.de)****************“… as well-deserved punishment, and as a detestable example to others, to be condemned and punished to death from life through fire …” was the usual tenor when a so-called ‘witch’ was pronounced guilty on the grounds of the magical acts of which she had been accused. The faculty of law at Giessen University had to deal with such crimes in its role as provider of legal opinions, when bodies seeking advice – usually local courts – required information during a witchcraft trial as to how such a case should progress and end.
This study examines the decisions recorded in this context: charges, reports and judgments made by the faculty members of the Ludoviciana in the 17th and early 18th centuries in their capacity as legal advisors in witch-trials. Attention is given to the formal procedure of providing opinions in cases of witchcraft, and the content of the judgements is also examined more closely.
The legal experts of Giessen did not doubt the possibility of witchcraft. However, this study shows that they were guided in answering the questions directed to them by a criminal law system, so that in almost every case the accusation of arbitrary decisions in questions of witchcraft cannot be borne out. This is true both for questions regarding the legality of a planned use of torture and for the punishment to be pronounced after a death sentence, which usually had to be burning.