Das vielstimmige „Jahrhundert des Briefes“ fällt um 1800 zusammen mit tiefgreifenden Neuordnungen von Familie und Gesellschaft, die nicht zuletzt in epistolarer Kommunikation ausagiert werden. Verschiedene Konzepte von Generationalität - Verortungen in genealogischen Ahnenreihen ebenso wie generationelles Gruppenbewusstsein von Altersgenossen – werden in brieflichen Rollenspielen erprobt. Die Beiträge in diesem Band über briefliche Allianzen unter Gleichaltrigen, über tatsächliche Vater-Sohn- und Mutter-Tochter-Konstellationen wie über wahlverwandtschaftliche Beziehungen, die sich dieser Muster bedienen, loten das Inszenierungspotential generationeller Rollen aus, auch in Bezug auf Wissenstransfer, Medienerziehung und genderspezifische Literarisierung. Darüber hinaus werden Briefe als materielle (Generations-)objekte in Hinblick auf Erbschaften und Sammlungsprojekte untersucht. Das Briefarchiv von „Vater“ Gleim, das große Sammlungsprojekt Varnhagens, die technischen Schreibinnovationen des Fürsten Pückler gewinnen vor diesem Hintergrund ebenso neue Perspektiven wie die Korrespondenzen berühmter Briefschreiber wie Bettine von Arnim, Clemens Brentano und Chamisso, Herder, Wieland und Schiller.

Die Aufsatzsammlung nimmt erstmals Konzepte von Generationalität um 1800 in Zusammenhang mit dem Medium Brief in den Blick.