Zur Beschreibung des Wesens des Abendmahls wird in der theologischen Literatur immer wieder auf seine Deutung als Gabe bzw. als Akt der Selbsthingabe Christi zurückgegriffen. Doch was besagt dies eigentlich? Für eine Antwort auf diese Frage ist es unabdingbar, den Diskurs über das Wesen von Gaben in den Blick zu nehmen, der gegenwärtig in der Soziologie und Philosophie geführt wird. Anje Caroline Miesner kategorisiert diesen Diskurs, positioniert sich in seinem Rahmen und interpretiert das Abendmahl unter Rückgriff auf einen Gabebegriff, der vor allem den Möglichkeiten eröffnenden Charakter der Gabe für den Empfänger in den Fokus rückt, sie jedoch zugleich als ein für den Geber unverfügbares Ereignis bestimmt. Sündenvergebung und Gemeinschaft werden interpretiert als zwei sich den Gläubigen durch die Gabe des Abendmahls eröffnende Möglichkeiten.