Die Vielfalt der musikbezogenen Stammbuchpraxis im Europa des 19. Jahrhunderts, die das Sammeln von Notenautographen ebenso wie von Zeichnungen und Gedichten umfasste, wird in der Diskussion von Musik-Stammbüchern wieder lebendig. Ob Komponist, Berufsmusiker, Instrumentalistin oder Sängerin, Dichter, Künstlergattin oder musikbegeisterter Dilettant – gehörte man zu den künstlerischen Eliten des 19. Jahrhunderts, konnte man sich der zeitgenössischen Leidenschaft für Erinnerungsalben kaum entziehen. Musikbezogene Stammbücher, in denen signierte oder gewidmete Notenautographe ebenso wie Zeichnungen und Verse gesammelt wurden, hat die Forschung bislang wenig beachtet. Dieser ersten größeren Studie zum Thema liegen über 60 Musik-Stammbücher zugrunde, mit Beiträgen von circa 1790 bis 1900. Einen Fokus bildet die detaillierte Diskussion der Alben der Familie Moscheles. Ausgehend von einem kulturwissenschaftlich informierten Verständnis eines musikkulturellen Handelns, das private Kontexte ausdrücklich berücksichtigt und mit gendersensiblen Fragestellungen korrespondiert, wird die Vielfalt der musikbezogenen Stammbuchpraxis als Unterhaltungs- und Erinnerungskultur mit europaweiter Ausstrahlung anschaulich gemacht. Begleitend zum Buch ist eine CD-Aufnahme zu Studienzwecken entstanden. Die Einspielung präsentiert Albumblätter von Ignaz Moscheles mit Klavierkompositionen und Liedern, die in Kapitel 3.9 des Buches umfassend diskutiert werden. Die CD ist auf Nachfrage verfügbar über: moschelescd-aufnahme@yahoo.com