Menschen, die Krieg, Folter, Verfolgung und Vertreibung erfahren haben, leiden zeitlebens unter den ihnen zugefügten Verletzungen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Anhand von Beispielen aus der Gewaltgeschichte des 20. Jahrhunderts entfaltet Jessica Benjamin Grundzüge einer sozial- und kulturwissenschaftlichen, intersubjektivitätstheoretischen Psychoanalyse. Mit ihrer Theorie der Anerkennung und des »moralischen Dritten« schärft sie das Bewusstsein für die komplexen Dimensionen erlebten Leids. Benjamin plädiert dafür, den Opfern kollektiver Gewalt bezeugende Empathie und soziale Unterstützung entgegenzubringen, um ein besseres Zusammenleben aller Menschen zu ermöglichen.

Mit dem Hans-Kilian-Preis für die Erforschung und Förderung der metakulturellen Humanisation werden exzellente Leistungen in der interdisziplinären sozial- und kulturwissenschaftlichen Forschung und Lehre ausgezeichnet. Mit der Verleihung des Preises an Jessica Benjamin im Jahr 2015 wird deren fächer- und themenübergreifende Arbeit zur Geschlechter-, Identitäts-, Konflikt- und Traumaforschung sowie zur Kulturphilosophie und Kulturtheorie gewürdigt.