Das Thema Migration wird in Politik, Medien und Öffentlichkeit, aber auch in der Philosophie kontrovers diskutiert. Die vorliegende Studie geht von der These aus, dass sich Kants Überlegungen zum Weltbürgerrecht in einer produktiven Disharmonie zu gegenwärtig vertretenen philosophischen wie politischen „Lagern“ in der Migrationsdebatte befinden.
Zur Begründung dieser These wird zunächst die neuere Debatte um Migration anhand dreier Theoriestränge vorgestellt, die diese maßgeblich strukturieren: der Kommunitarismus, der egalitaristische Kosmopolitismus und der liberale Nationalismus. Anschließend werden die für die Migrationsdebatte entscheidenden Theoriegänge in Kants politischer Philosophie erschlossen. Auf dieser Grundlage wird schließlich die Produktivität und systematische Relevanz von Kants Theorie für die Hauptfragen der gegenwärtigen Debatte herausgearbeitet und eine rechtsmoralische Migrationstheorie entworfen. Es werden dabei insbesondere die Themengebiete Asyl, (il-)legitime Abweisungsgründe, Staatenlosigkeit, der Erwerb der Staatsbürgerschaft, das Recht auf Auswanderung und individuelle Hilfspflichten sowie die Frage nach der Notwendigkeit einer „weltbürgerlichen Gesinnung“ diskutiert.

Die Arbeit wurde mit dem Förderpreis der Kant-Stiftung (2018) und dem Walter Witzenmann Preis der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (2019) ausgezeichnet.