Macht kann Ordnungen begründen, durchsetzen, stabilisieren und erhalten; zugleich kann sie Ordnungen bedrohen, untergraben und zerstören. Diese Spannung zwischen dem Gewinnen und dem Verlieren von Macht und die daraus resultierenden Konsequenzen sind dominante Themen der europäischen mittelalterlichen Literaturen. Die Autorinnen und Autoren widmen sich der Verhandlung und Demonstration von Macht in Texten deutschsprachiger und skandinavischer Kulturräume des Mittelalters. Die internationalen Beiträge aus der germanistischen und skandinavistischen Mediävistik untersuchen über einen narratologisch orientierten Zugriff literarisch inszenierte Strategien, Dynamiken, Prozesse und somit die Prozessualität von Machtgenerierung, ihrem Erhalt und Verlust sowie ihre textinternen und textexternen Funktionalisierungen. So treiben sie den interdisziplinären Dialog der beiden Fächer mit ihren gemeinsamen Wurzeln weiter voran, bereichern die Fachdiskussion auf beiden Seiten nachhaltig und regen zur intensiven theoretischen Reflexion an.