Die Kala-Azar wird heute zu den „vernachlässigten Tropenkrankheiten“ gezählt. Doch von wem und warum wird sie vernachlässigt? Weshalb erscheint hier eine Parasitose als geographisches Spezifikum? Und worauf beruht diese Aufteilung? Der Diskurs der Tropenmedizin verweist auf Ungleichheiten in der Arzneimittelproduktion, die eng mit diversen Kolonialismen und der Expansion der kapitalistischen Produktionsweise verflochten sind. Diese wissenschaftshistorische Studie wendet sich der Krankheit Kala-Azar, die um die Jahrhundertwende die britische Teeproduktion in Assam bedrohte, und der zu deren Therapie eingesetzten Arzneimittelgruppe der Antimonialien zu. Als frühe Produkte der modernen Chemotherapie stehen Antimonialien wie Ureastibamin und Stibosan an einer wichtigen Stelle in der Pharmaziegeschichte, an einer Verknotung, die das Denken des Arzneimittels weiterhin prägt.