Zu Goethes Zeit dachte man sich den Menschen als Wesen mit vorgeprägtem Schicksal. Dass das Leben ein Weg zu sich selbst ist, dass es in die Hand genommen und gestaltet sein will, ist der epochale Grundgedanke der beiden Wilhelm-Meister-Romane. Sie entwickeln eine weitverzweigte, mit vielfältigen Charakteren reich bevölkerte Bildungsgeschichte, verstanden als Prozess der Selbstwerdung. Die beiden Bücher sind im Abstand von über dreißig Jahren erschienen und bilden neben den »Faust«-Dramen die Essenz von Goethes universalistischer Sicht auf die Welt.