Die Verbindung von Arbeiten und Lernen im Berufsalltag gleicht einem Spagat zwischen zwei verschiedenen Prozessen. Dabei sind informelles und non-formales Lernen Teile jeder Tätigkeit. Die Autorin untersucht, welche Lernaktivitäten sich im Arbeitsalltag von Pflegekräften ergeben und wie sie wahrgenommen werden. Dazu entwickelt Therese Rosemann ein prozessnahes Lernverständnis, auf dem ihr multimethodisches Untersuchungsdesign aufbaut. Interview- und Prozessstudien liefern Einsichten über Lernanlässe, Lernsituationen und Lernaktivitäten.
Mit der Rekonstruktion arbeitsbezogener Lernaktivitäten und -episoden werden Lernprozesse beschrieben, kategorisiert, analysiert und systematisiert. Therese Rosemann zeigt, dass die Wahrnehmung des Lernens am Arbeitsplatz eng mit den Einflussfaktoren soziale Einbindung und Nutzung digitaler Endgeräte verknüpft ist. Darüber hinaus zeigen sich tätigkeitsbezogene Unterschiede in der Wahrnehmung von Lernaktivitäten, wonach die Beschäftigten diejenigen Vorgehensweisen präferieren, die sich unter den spezifischen arbeitsplatzbezogenen Bedingungen, den fehlenden Informationen und Unsicherheiten am besten realisieren lassen.
Aus den Ergebnissen werden Handlungsempfehlungen für die betriebliche Praxis und Implikationen für die Forschung abgeleitet. Die Befunde deuten darauf hin, dass die Grenzen zwischen informellen und non-formalen Lernkontexten verschwimmen und lernort- und seminarortübergreifende betriebliche Lernkonzepte an Bedeutung gewinnen, um zeit- und ortsflexible Lernprozesse zu unterstützen.