Über 100 Jahre lang galten Babys als passiv, chaotisch, von Trieben regiert und beziehungsunfähig. Sie wurden als »Mängelwesen« deklariert, denen man sogar die Seele absprach und die es vor allem zu »disziplinieren« galt.

Als Kinderärzte um 1900 große Fortschritte bei der Behandlung von Kinderkrankheiten machten, glaubten sie, damit nun auch den Schlüssel zu den »Grundproblemen« der Kindheit in den Händen zu halten. Aber sie vernachlässigten dabei immer noch jegliche Individualität des Säuglings und die zentrale Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung für die Entwicklung. Aufgrund dieser falschen Maßstäbe und zahlreichen Fehlinterpretationen entstand ein aus heutiger Sicht zutiefst beschämendes Zerrbild vom Säugling.

Friedrich Manz zeichnet die »Geschichte des Säuglings« umfassend nach und bringt dabei vielfältige Vorstellungen der Vergangenheit mit dem heutigen Verständnis von Säuglings- und Babypflege in Zusammenhang.