In der Baukunst entfaltete sich in den 1920er Jahren auf der Suche nach einer zeitgemäßen Ausdruckskultur eine Bewegung zur farbigen Gestaltung. Bruno Taut initiierte den „Aufruf zum farbigen Bauen“, am Bauhaus schuf Johannes Itten seine Farbenlehre, De Stijl und Le Corbusier experimentierten mit Farbe – während gleichzeitig die schwarz-weiß fotografierte Architektur der Moderne ihren Durchbruch feierte.

Hamburg kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Rolle zu. Gottfried Semper veröffentlichte hier 1834 „Vorläufige Bemerkungen über bemalte Architektur und Plastik bei den Alten“, 1925 wurde in der Stadt der „Erste deutsche Farbentag für Architektur” veranstaltet, 1926 der „Bund zur Förderung der Farbe im Stadtbild” gegründet.

In diesem Umfeld entstanden die Bauten Karl Schneiders, Hauptrepräsentant der architektonischen Moderne in Hamburg. Restauratorische Befunduntersuchungen haben ergeben, dass er umfangreich mit Farbe gearbeitet hat. Anlässlich des Bauhausjahres 2019 wurden am Beispiel seiner Arbeiten in einem zweitägigen, von der Karl Schneider Gesellschaft und dem Hamburger Denkmalschutzamt veranstalteten Symposium Theorie und Praxis des Umgangs mit „Farbe in der Architektur“ diskutiert, dessen Ergebnisse in die vorliegende Publikation eingeflossen sind.